Migration im Bild. Universität zu Köln.

Universität zu Köln

Fachtagung an der Humanwissenschaftlichen Fakultät

Begrüßung, Sinter-Tagung: Migration im Bild-30.03.2017-Prof. Arg. Panagiotopoulou

 „Migration im Bild. Zum aktuellen Stand der Diskussion um Bildung und Migration aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive“

….Ein solches Beispiel habe ich heute mitgebracht: Ein Bild der Künstlerin und Journalistin Maria Rigoutsou, die ebenfalls seit Jahren in der Migration lebt und in vielen Bildern

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das „Blaue“ wie sie sehen – nicht vom Himmel – sondern vom “Meer“ festhielt.

Dabei handelte sich immer um DAS Meer, das Mittelmeer!

Ein zeitloses Bild, habe ich mir immer gedacht. Ein Bild, das sich über Jahre hinweg nicht vervollständigen will. Maria Rigoutsou hat über 20 solche Bilder bereits gemalt.

Für mich war hier immer Migration im Bild. Ihre blauen Meeresbilder habe ich als Bilder der Sehnsucht, Bilder der Nostalgie aufgefasst.

Nostos und Nostalgie waren übrigens auch Wörter und Bilder bzw. Metaphern der Migration – sie dienten der Versprachlichung des spezifischen Schmerzes des Heimatsuchenden(siehe Odysseus als Prototyp des Heimatsuchenden). Daher sind sieunmittelbar verbunden mit der Geschichte der Menschheit.

Zugleich sind sie„zugewanderte Wörter“, die seit Homer viel gereist und in vielen Sprachen dieser Welt erfolgreich integriert sind.

Doch dieses relativ neue Bild der Künstlerin ist ZWAR ein Bild der Migration, aber KEIN Bild der Nostalgie.

Es ist etwas Neues, was mich zunächst irritiert und auch schockiert hat – Denn es ist kein Bild „meiner“ Migration, es ist nicht „mein“ Mittelmeer…

Es ist das „Meer der Krise“ – so die Überschrift des Bildes.

 Das Bild UND die Sprache schaffen hier einen neuen Gegenstand.

Es ist das Meer der Flucht und der sogenannten „Flüchtlingskrise“, die eigentlich eine Flüchtlings –schütz – krise ist – eine Krise gegenwärtiger Migrationsgesellschaften, die flüchtende Menschen nicht vor dem Tot, und zwar im Mittelmeer,schützen.

„Die Flucht übers Mittelmeer endet für viele Menschen mit dem Tod“ – das ist ein üblicher Titel der Medienberichte, die uns mittlerweile regelmäßig erreichen.

Dieses Bild ist eigentlich auch ein besonderes Bild, es ist eine Ikone!

Daher der goldene Rahmen – der aber nicht auf heilige Ikonen, auf Ikonen der Heiligen, sondern auf Ikonen der Medien bzw. auf „Ikonen der Krise“ verweist. So der Name der Serie, zu der auch diese Ikone gehört

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(außerdem: der Name einer Ausstellung die bald, in Italien, in Neapel, am Mittelmeer stattfindet)

 Fluchtmigration im Bild also – aber kein Paradies in Sicht!

Entsprechend lautet auch der Titel des Bildes: „Lookingforparadise“: auf der Suche nach dem Paradies!

Das Wort Paradies, auch wieder „ein zugewandertes Wort“, das ursprünglich aus Persien kommt, bedeutet in mehreren Sprachen Verschiedenes, es bedeutet u.a. Sehnsucht, aber auch Asyl.

Der Vorort und der Friedensbereich einer Kirche hieß im Mittelalter Paradies und mit Erreichen des Paradieses fanden alle geflüchteten Menschen… Asyl.

Das gesuchte Paradies auf Erden ist hier natürlich nicht das Mittelmeer, auch nicht die europäischen Länder am Mittelmeer. Sondern Deutschland. Womit wir wieder zu uns zurückkommen.

„Der lange Weg ins deutsche Paradies“. Das war der Titeleines Medienberichtes aus dem Jahre 2014, als auch diese „Ikone der Krise“ entstanden ist.

Meine Damen und Herren, eine erziehungswissenschaftliche Betrachtung von Bildern zu Migration lässt nicht nur Aufschlüsse zu Migration, sondern zur Gesellschaft im Allgemeinen und zur Migrationsgesellschaft im Besonderen zu.

Unsere Aufgabe – auch im Rahmen dieser Tagung und darauf freue ich mich sehr – scheint mir zu sein,u.a. mediale Repräsentationenneu und anders zu deuten – und somit zur einer gesellschaftskritischen Rezeption von Bildern der Migration beizutragen sowie dynamische Prozesseder Identitätsbildung im Kontext der Migrationsgesellschaft – für uns alle – zu ermöglichen.